Apple Mac, iPad & iPhone für Selbstständige und Unternehmen

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Das iPhone SE sieht aus wie ein iPhone 5 und ist schnell wie ein iPhone 6S. Quelle: Apple.de

Editorial: Ist Apple zu abhängig vom iPhone?

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Wenn Apple morgen die Quartalszahlen für die ersten 3 Monate in 2016 bekannt gibt, erwarten Analysten und Anleger einen Kursabsturz, weil das erste Mal seit Markteinführung das iPhone rückläufige Absatzzahlen haben soll. Was ist da los?

Die Kollegen vom Manager-Magazin haben einen interessanten Artikel über die aktuelle Börsenlage von unserem Lieblingskonzern aus Cupertino herausgegeben, in dem Sie auf die prognostizierte Abhängigkeit Apple’s von der iPhone Produktsparte eingehen. Das iPhone stirbt, iTunes ist im Kommen – vielleicht wird Apple jetzt ein Software-Unternehmen…?! Besser geschrieben zwar als Die Welt, allerdings schon wieder einmal aus Sicht von Märkten, Anlegern und Analysten. Aber wie sieht das Ganze eigentlich aus Sicht der Kunden aus, die die Produktpalette ja schließlich kaufen sollen?

Fehlende Kaufanreize beim Mac

Professionelle Apple-Anwender, die seit Jahrzehnten Ihre Macs, iPhones und iPads im Unternehmen einsetzen, beklagen schon seit Einführung des iPod, dass sie vernachlässigt werden. Nach dem, was man an der Produktpalette ablesen kann, ist da durchaus was dran:

Die wichtigen Mobil-Macs MacBook, MacBook Pro und MacBook Air erhalten regelmässig mal „stille“ Produktpflege, aber echte, tiefgreifende Neuerungen oder auch Abwechslung durch Design-Änderungen bleiben seit Jahren aus. Das 12″ MacBook als Innovationsträger ist zudem in der Reihe der Mobilrechner nicht so recht einzuordnen. Das Alu-Design ist inzwischen arg angestaubt, auch wenn es regelmässig dünner wird…

Ähnlich sieht es beim iMac aus, der außer einem Retina-Display nichts nennenswertes aufzuweisen hat. Die Einstiegsmodelle kommen sogar noch mit vorsintflutlichen Festplatten daher, die sie unnötig technisch beschneiden. Wie war das noch spannend Anfang der 2000er Jahre, als mit jedem Produktwechsel die Bauform der iMacs komplett umgestellt wurde – iMac G3, iMac G4, iMac G5 – alle für sich zeitlose Design-Ikonen, die man kaufte auch wenn man den technischen Fortschritt darin (noch) nicht brauchte. Man wollte sie!

Die Desktop-Rechner Mac Pro und Mac mini werden gleich gar nicht mehr gewartet, seit nunmehr fast 3 Jahren sind sie technisch unverändert (Mac Pro), der Mac mini wohnt darüber hinaus sogar seit mindestens 7 Jahren im gleichen Alu-Gehäuse. Deutlicher kann man aus Sicht des Produktmarketings wohl keine Geringschätzung ausdrücken.

Wenn die Verkaufszahlen in der Mac-Sparte hinter die Erwartungen zurückfallen, ist das ein hausgemachtes Problem: Es fehlt der Reiz des Neuen – und sei es nur eine tiefgreifende Änderung der Design-Linie, wenn die Industrie technisch nix Neues in petto hat –, um uns Käufer an den Ladentisch zu holen. Das Umgarnen der Switcher hat sich zwar gelohnt, aber jetzt gilt es, auch mal wieder die Bestandskunden im Mac-Bereich zu begeistern.

Mobilrevolution klingt ab, Smartphone-Zenit ist erreicht

„It’s a Phone, an iPod, and an Internet device. Get it?“ – Bei der Einführung des ersten iPhone 2007 musste Steve Jobs noch erklären, was ein Smartphone ist. Heute nimmt jeder (in der westlichen Welt) den Funktionsreichtum von iPhone & Co. als Selbstverständlichkeit wahr. Beispielhaft für den technischen Fortschritt unter Moore’s Gesetz ist auch für Smartphones nach der üblichen Halbwertzeit für „Game Changer“-Produkte von ca. 10 Jahren die Zeit des rasanten Wachstums vorbei.

Wie bei Computern seit den 1980ern, dem Internet seit den 1990ern und iPods / MP3-Playern seit den 2000ern tritt nun auch für Mobil-Computer aller Sparten inkl. Notebooks und Smartphones das Unausweichliche ein: Sie sind zum normalen Gebrauchsgegenstand geworden und werden wie Fernseher oder Fahrräder nur noch in längeren Zyklen und nur bei Defekt oder übermässiger Abnutzung ausgewechselt. Börsianer sprechen dann von Marktsättigung.

Auch das iPad und die Apple Watch konnten nach bisherigem Anschein diesem Trend nichts entgegensetzen. Sie sind vielleicht sogar der Tatsache zum Opfer gefallen, dass sie schon bei Markteinführung zu leistungsfähig waren – ein iPad 2 genügt immer noch zum Surfen oder Mails abrufen. Die Apple Watch hat dazu noch das Problem, dass sie, um sich durchsetzen zu können, als Modeaccessoire auch noch verschiedene Geschmäcker treffen müsste, was bei einem Produkt, das im Grunde genommen nur in einer Ausführung zu haben ist (die Armbänder mal außer Acht gelassen), extrem schwierig ist.

Die aktuelle Strategie, den mobilen Kleinstrechner iPhone mit noch mehr Features zuzuschmeißen, birgt darüber hinaus das Risiko, das die Bedienbarkeit leidet. Jahrzehntelang hatte sich Apple gegen eine Mehrtasten-Maus gewehrt, um das Benutzerlebnis am Mac möglichst simpel zu gestalten. Heute habe ich Schwierigkeiten, ein Video in WhatsApp zu schließen, weil ich im Gestenwirrwarr von Drücken, fester Drücken oder doch noch mal Wischen stecken bleibe.

Der Riesenvorteil für Apple in der geschilderten Entwicklung ist gleichzeitig sein größter Nachteil: Als Premium-Anbieter, der höhere Preise durchsetzen will, ist Apple zu ständiger Innovation verdammt. Ginge Apple auf Preisschlachten um Marktanteile ein, wäre es nach kurzem Aufleuchten mittelfristig zur Bedeutungslosigkeit verdammt wie einst Sony, Atari oder Sega vor ihm. Was aber tun, wenn die industrielle Entwicklung gerade einmal nichts hergibt für Innovationen? Ein MacBook, das als einzig erkennbare Innovation den Nutzer mit nur einem USB-C-Anschluss stresst, scheint mir kein Ausweg.

Ein Tipp wäre, die alten Tugenden der „simpleness“ und des herausstehenden Designs wieder in den Vordergrund zu stellen. Ein cooler Monitor für den Mac Pro / Mac mini, ein brachial anderes, neues iMac-Design und ein wirklich kleineres iPhone unterhalb von 4″ könnten vielleicht ein Anfang sein. Mal sehen, was die WWDC 2016 bringt.

Warten auf das Next Big Thing

Einher mit dem Innovationsdruck auf Apple geht das Warten auf den nächsten „Game Changer“, der wie Mac, iPod und iPhone zuvor eine ganze Industrie umkrempelt. Meine Befürchtung ist, dass Apple tatsächlich auf so etwas hinarbeitet.

„Wieso Befürchtung?“, fragen Sie. Weil der Fokus nicht darauf liegen darf, den nächsten Hammer rauszuhauen. Das geht in der Regel immer schief, siehe Nintendo 3DS, Windows 8 oder Apple Newton. Die vorangegangenen, tatsächlichen „big things“ haben sich quasi natürlich entwickelt: Der Mac als freundliche Alternative zu den benutzerunfreundlichen Codezeilen-Rechnern, der iPod mit iTunes als erste und einzige durchdachte, symbiotische und daher praktikable Lösung für Freunde tragbarer Musik oder eben das iPhone als erstes „echtes“ Smartphone.

Gut, dass Apple keinen Fernseher herausgebracht hat. Wenn das AppleTV aber Traktion bekommen soll, muss es wie Netflix oder Amazon Prime als integrierte Lösung auf Fernsehern anderer Hersteller laufen. Innovativ wäre das nicht, aber konsequent.

Gut, dass Apple keine virtuelle Brille wie Google Glass herausgebracht hat. Und gut, dass sich Apple, zumindest ein bisschen, für Datenschutz stark macht. Hervorragend auch, dass sich Apple als Unternehmen im Umweltschutz engagiert.

Die Befürchtung bleibt jedoch, dass sich Apple verzettelt, weil es den den Fokus auf die Einfachheit, das Wesen der Dinge, verliert. Es gilt aus meiner Sicht nicht, krampfhaft das nächste große Ding abzurocken. Autonomes Fahren mag zukunftsträchtig sein. Aber was hat das mit Apple zu tun?

Um die eingangs gestellt Frage zu beantworten:

Apple ist weniger abhängig vom iPhone per se als von dem unbedingten Zwang, innovativer Vorreiter der Branche zu sein.

Das iPhone SE sieht aus wie ein iPhone 5 und ist schnell wie ein iPhone 6S. Quelle: Apple.de

Das iPhone SE sieht aus wie ein iPhone 5 und ist schnell wie ein iPhone 6S. Quelle: Apple.de

Das nächste große Ding wird wieder etwas sein, von dem wir jetzt gerade noch gar nicht wissen, dass wir es haben wollen. Nicht etwas, von dem „die Industrie“ meint wir sollten es haben, obwohl uns das doch eher unheimlich ist. In Bezug auf Apple heißt das: Jetzt wird sich zeigen, ob es auch ohne Steve Jobs geht und ich bin gespannt, ob es uns der Mac-Macher bald wieder überraschen kann.

Analysten und Börsianer können auch nur in die Vergangenheit blicken und versuchen, die nächsten 3 Monate einzuordnen. Wenn also morgen die Quartalszahlen nicht so toll ausfallen und das Gemaule losgeht, lehnen Sie sich zurück und warten Sie ab. Vielleicht überrascht Apple ja sogar dort.

– Gute Geschäfte wünscht Ihnen

Ihr Rob Sari

Quellen: Manager Magazin

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